Donnerstag, 18. Februar 2016

XXL Post Paris



Nachdem sich mein Barcelona XXL Post als sehr nützlich erwiesen hat, habe ich beschlossen, wenn es sich irgendwie ausgeht, so eine Zusammenfassung jedes Mal nach Städtereisen zu machen. Man vergisst im fortgeschrittenen Alter einfach innerhalb kürzester Zeit so viel, dass eine kleine Gedächtnisstütze für spätere Fotoalben oder auch Besuche enorm hilfreich ist. 

Ein Paristrip war ja eigentlich gar nicht geplant, mein Mann hatte allerdings einen Kundentermin dort und weil der erstens auf einen Freitag und zweitens genau in die Woche mit unserem 14ten Hochzeitstag fiel, mussten wir einfach eine romantische Reise dranhängen. 

Für mich hat das wenig romantisch bedeutet, dass ich den ersten Tag mal auf mich alleine gestellt war. Ich bin eigentlich nicht gerne ohne Begleitung unterwegs, es war allerdings mein vierter Besuch in Paris, da wusste ich so ungefähr was mich erwartet und konnte mir ein kleines Programm zusammenstellen. 

Als Ausgangspunkt für meinen Vormittagsspaziergang habe ich den Place de la Bastille gewählt und zwar nicht, weil der Platz so besonders schön wäre oder die Oper so beeindruckend (als Wiener ist man da nicht so leicht zu beeindrucken), sondern weil man als Geburtstagskind des 14ten Juli schon aus Dankbarkeit für diese einfache Eselsbrücke dazu verpflichtet ist, diesen Platz einmal zu besuchen. (Falls euch die Geschichte ein bisschen interessiert: der Verlauf der ehemaligen Grundmauern sind durch spezielle Pflastersteine markiert).

Außerdem kann man von dort perfekt zu einem Bummel durch das Marais starten. 


Mein Ziel war zunächst der Place des Vosges mit dem kleinen Victor Hugo Museum, bei dem man übrigens keinen Eintritt zahlen muss, außer man möchte die Sonderausstellungen besuchen. Ich fand es sehr interessant, einen Blick ins 19te Jahrhundert zu werfen und mir vorzustellen, wie Victor Hugo hier an Les Misérables gearbeitet hat, während er an einem Stift kaut und hin und wieder einen Blick über den Park schweifen lässt (ich habe keine Ahnung, ob er auch nur eines davon jemals wirklich getan hat, ich vermute mal, ein Victor Hugo hätte nicht an seiner Feder gekaut). 

Auf dem Platz selbst gibt es einige Bänke, man kann, wenn man einen freien Platz erwischt (Achtung: Vogelkacke!) sehr nett eine kleine Pause einlegen, allerdings nur auf den Bänken, denn der Rasen darf nicht betreten werden, was von einem Wächter mit Trillerpfeife auch genauestens überwacht wird. Schade, denn der Park würde mit vielen bunten Picknickdecken noch viel netter aussehen...


Danach habe ich mich ein wenig durchs Viertel treiben lassen, bin mal hier abgebogen, mal dort, allerdings habe ich geschaut, dass ich im Großen und Ganzen doch immer wieder Richtung Seine marschiere. Ich bin bei einigen interessanten Plätzen vorbeigekommen, den trutzigen Wehrtürmen z.B., aber wirklich spannend wird es eher, wenn man in die offenen Hinterhöfe schaut. Sie werden zwar leider anscheinend gerne als Toiletten missbraucht, aber wenn man keine allzu empfindliche Nase hat, findet man hier entzückende kleine Kunstwerke. 


Und dann stösst man an die Seine. Kommt es nur mir so vor oder wird das Wasser immer grauslicher? Es wäre einen Versuch wert, mal ein halbes Hühnchen oder so hineinzuhalten und zu schauen, ob es nicht skelettiert wieder herauskommt...

Na gut, jedenfalls bin ich dann via Pont Marie und Pont Louis auf den Popo von Notre Dame zugewandert, hab mich ein wenig in den kleinen Läden umgeschaut (aber ganz brav - vorsichtig Touristen-Nepp! - nur ein paar Karten gekauft! ;D) und dann beschlossen, dass es eine gute Zeit zum Mittagessen wäre. 

Es gibt direkt auf der Rückseite von Notre Dame einen kleinen Park mit Wifi, öffentlicher Toilette und Bänken, perfekt geeignet um die Füße ein wenig zu entlasten. 
Mir persönlich gefällt ja die Rückseite der Kirche viel besser als die Vorderseite, allerdings war ich, soweit ich mich erinnern kann, noch nie drinnen oder oben im Turm. Das hab ich auch diesmal ausgelassen, mein Körper war der Meinung, Notre Dame hin oder her - er braucht jetzt ein kuscheliges Hotelbett...

Und genau dorthin hab ich mich dann auch auf den Weg gemacht, nach nur 2h Schlaf in der Nacht davor, musste ein kleines Nickerchen einfach sein. 


Bei meinem Mann hat es dann auch gar nicht mehr lange gedauert, nach einer Stunde Ruhepause kam schon der Anruf, dass er am Weg zum Hotel ist und wir uns bald auf den Weg machen könnten. 
Für ihn war das der erste touristische Aufenthalt in Paris, er war zwar schon ein paar Mal auf Durchreise dort, aber nie zum Sightseeing, da musste ich ihn natürlich zu ein paar besonderen Plätzen schleppen.   

Unsere Metrostation lag direkt beim Moulin Rouge, wir haben kurz überlegt, ob wir nicht spontan eine Show besuchen sollten, aber in Jeans, Pulli und Turnschuhen? Da kommen hoffentlich noch bessere Gelegenheiten.
Stattdessen ging es direkt zum Place de la Concorde und durch den Jardin des Tuileries Richtung Louvre. Ich weiß, es ist eine Schande, aber ich war selber noch nie drinnen, einmal wäre es geplant gewesen, aber die Warteschlange war dann doch zu lange (man kann übrigens vorab Karten online kaufen). 

Diesmal aber: nichts! Ehrlich, keine Minute Wartezeit, weder bei der Sicherheitskontrolle, noch bei der Kassa. Lag es daran, dass durch die Angst vor Anschlägen allgemein sehr viel weniger Leute unterwegs waren oder ist Freitag Abend einfach der perfekte Zeitpunkt? Ich weiß es nicht, wir haben jedenfalls beschlossen, dass wir bei jedem Besuch in Paris immer am Freitag Abend eine andere Ausstellung ansehen werden, außer natürlich, es sind normalerweise doch Menschenmassen dort. ;D 

Wie wahrscheinlich fast jeder Louvre-Neuling ging es auch für uns zuerst zur Mona Lisa, keine Überraschungen soweit, sie sieht genauso aus, wie man es erwartet und blickt zufrieden auf ihre Besucher herab.

Als Hauptausstellung hatten wir uns für die Ägyptische Sammlung entschieden und die ist tatsächlich sehr sehenswert. Außerdem sind wir beim Griechischen und Orientalischen Teil ein wenig hängen geblieben, besonders der Orientalische Teil muss aber definitiv irgendwann noch genauer ausgekundschaftet werden. 
Wir waren beinahe alleine unterwegs, es gab mehr Museumsangestellte als Besucher und es hätte mich gar nicht verwundert, wenn eines der Exponate wie in 'Nachts im Museum' zum Leben erwacht wäre. 


Im Louvre vergisst man leicht die Zeit, man kann sich herrlich treiben lassen, irgendwann schliesst aber auch das größte Museum der Welt und für uns war der Tag sowieso sehr lang, deswegen sind wir nach einem kurzen Abstecher in ein kleines Bistro nur noch ins Bett gefallen. 

Für den nächsten Tag war die Erklimmung des Montmartre geplant, ich liebe dieses Viertel und habe bei zwei (inzwischen drei) Besuchen hier gewohnt. 
Meistens startet man von der Metrostation Anvers aus und kämpft sich dann den Hügel hinauf, über die bekannte Steintreppe, bzw. wer sich das nicht antun möchte, auch mit der Seilbahn. 
Ich finde allerdings eine andere Route besser, besonders für uns kleine Schneiderleins. 

Und zwar startet ihr bei der Metrostation Blanche, marschiert dann gemütlich die Rue Lepic hinauf (sie macht einen Bogen, also nicht einfach geradeaus gehen!), kommt dabei bei dem Haus vorbei, in dem Vincent van Gogh kurzfristig wohnte, beim 'Mann, der durch die Mauer geht', dem Moulin de la Galette und wenn ihr dann auf die Rue Giradon einbiegt, landet ihr beim Place Dalida. Von dort könnt ihr dann entscheiden, ob ihr einen Abstecher zum kleinen Friedhof machen wollt, lieber zum Musée de Montmatre oder direkt Richtung Sacré Coeur geht. Montmartre ist das Künstlerviertel und ihr werdet, egal wo ihr entlanggeht, immer auf kleine Ateliers und Kunsthandwerksgeschäfte stossen. 

Die Basilika ist ein wirklich eindrucksvolles Gebäude, aber mal ehrlich, man kann es kaum geniessen, wenn man ständig angesprochen wird und Panik vor Taschendieben haben muss! Ich verstehe wirklich nicht, warum hier nicht mehr kontrolliert wird, die 'Verkäufer' sind aufdringlich und unverschämt. 
Alleine würde ich den Platz überhaupt nicht besuchen und zu zweit macht ihr es am besten so, dass einer Fotos macht bzw. die Aussicht über Paris geniesst und der andere währenddessen aufpasst und dann umgekehrt. Auf keinen Fall dürft ihr euch anrempeln oder in ein Gespräch verwickeln lassen! 


Für die meisten Paris Besucher ist wahrscheinlich Eiffelturm, Notre Dame oder Louvre der Höhepunkt der Stadt aber nicht für uns, oder?
Unser heimliches Highlight kommt nämlich jetzt, haltet euch beim Abstieg über die Steintreppe links und ihr landet direkt im Stoffviertel. 
Hier gibt es die ärgsten Ramschgeschäfte mit knallbunten Polyestergrauslichkeiten, doch wenn man sich ein bisschen umschaut, findet man dazwischen auch richtige Perlen. 

Am besten hat mir 'Frou-Frou' gefallen, hier findet ihr zwar eher wenige Stoffe, aber es gibt eine Wahnsinnsauswahl an Knöpfen und Zubehör. Vieles findet man bei uns auch, aber gerade bei den Knöpfen hab ich mich dumm und dämlich gekauft (sie sind aber auch sehr teuer, also ein bisschen mitrechnen, wenn man keine Überraschung erleben will). 
Außerdem haben wir uns noch im Dreyfus und Tissus Reine umgesehen, mein Fazit: teilweise das gleiche Angebot wie Komolka, allerdings so gut wie keine Jerseys, dafür super Blusen- und Möbelstoffe. Wenn ihr also einen Fauteuil neu überziehen müsst: hier findet ihr garantiert einen außergewöhnlichen Stoff dafür. 


Weil man seinen Mann (besonders wenn er so geduldig mit seiner Frau mit latscht) leider nicht  in einem Stoffgeschäft verhungern lassen darf, haben wir uns dann bei Anvers in die Metro geworfen und sind Richtung Innenstadt gefahren. 
Kennt ihr noch die uralten Geisterbahnen im Prater? In denen die Wägelchen immer irrsinnig gewackelt und gescheppert haben und man hin und her geworfen wurde? Dann müsst ihr unbedingt einmal von Châtelet mit der Metro 11 ein paar Stationen fahren. Zumindest bis Arts et Métiers zahlt es sich wirklich aus, wissenschaftlich Begeisterte besuchen natürlich gleich das Museum, wir heben uns den Besuch noch für eine Reise mit den Kindern auf.
Oder ihr besucht die Geisterbahn im Prater - kommt auf's Gleiche raus. :D 

Ich persönlich fahre jetzt nicht so wahnsinnig gerne mit der Metro (es gibt ja Leute, hab ich gehört, denen taugt das total - *wink* zu Anneliese), ich hatte da ein paar nicht so angenehme Erlebnisse, allerdings muss man zugeben, ein paar Stationen sind schon einmalig. 



Wir mussten dann leider (oder wie sich herausstellte zum Glück) hier eine kleine Planänderung vornehmen, denn plötzlich hatte sich meine Kamera zerlegt - das Objektiv war einfach 'abgefallen'. Da die Linse dadurch total ungeschützt ist, muss man so einen Schaden so schnell wie möglich in Ordnung bringen, daher haben wir uns auf die Suche nach einem Nikon Support gemacht und auch relativ schnell gefunden. 
Der Mitarbeiter war total nett und hat uns die Kamera gleich repariert und geputzt. :) 

Glück im Unglück allerdings nicht nur deswegen, sondern weil wir am Weg zur nächsten Metrostation dann über ein kleines Mixed Media Paradies gestolpert sind. Von außen völlig unscheinbar und schäbig, wären wir fast daran vorbeigelaufen. Tja, dieser eine kleine Blick Richtung 'le plaisir de créer' hat uns dann 3h gekostet! :D 



Und so hat es sogar schon gedämmert, als wir uns endlich Richtung Eiffelturm aufmachen konnten, was gar nicht so schlecht war, denn im Dunklen sieht er viel charmanter aus, finde ich. 
Monsieur Joffrey weist einem den richtigen Weg, falls man ihn tatsächlich nicht von selber findet. 


Weil es auf Instagram Thema war... man darf Fotos vom beleuchteten Eiffelturm nicht kommerziell verwenden, für private Zwecke sollte es unseren Recherchen nach, allerdings kein Problem darstellen. Selbstverständlich handelt hier jeder auf eigenes Risiko. ;)

Nachdem es einen klitzekleinen Nachteil gibt, wenn man den Eiffelturm erklimmt (der Eiffelturm ist dann nämlich nicht in den Panoramafotos), haben wir beschlossen, stattdessen am Sonntag möglichst früh zu starten und einen anderen Turm zu erklimmen: den Montparnasse Tower.

Auch hier wieder: keine Warteschlangen, keine Touristenmassen... dafür strahlender Sonnenschein und ein toller Fernblick. Hier sieht man auch sehr schön, dass das Sacré Coeur eigentlich nur auf einem kleinen Hügelchen steht, kommt einem beim Aufstieg gar nicht so vor.

Es gibt gegenüber vom kleinen Souvenirshop zwei Automaten, bei denen man Erinnerungsmünzen und Geldscheine kaufen kann. Besonders den 0€ Geldschein fand ich sehr originell und ein super Mitbringsel für die Kinder. 


Weil sich das Wetter so perfekt für einen Spaziergang angeboten hat, haben wir dann noch einen kleinen Abstecher zum Montparnasse-Friedhof gemacht, er ist wesentlich kleiner als sein berühmter großer Bruder, Père Lachaise, aber auch hier sind einige berühmte Franzosen (berühmt für Franzosen und Personen aus den ehemaligen Kolonien, denen in der Schule noch die komplette Französische Geschichte eingetrichtert wurde - ich kannte die meisten nicht) begraben und es gibt Gräber, die mehr nach Kunstwerk als Gedenkstätte aussehen.

Ganz zufällig sind wir dann sogar noch über einen kleinen Kunsthandwerksmarkt gestolpert, sehr beeindruckend, was einige Künstler da gezeigt haben, mit dem nötigen Kleingeld und Platz wäre die Versuchung groß, sich das eine oder andere Stück zuzulegen.


Der Bummel durch den kleinen Markt und ein spätes Mittagessen in einem nahem Bistro waren ein netter Abschluss unserer Reise und wie immer hatten wir einen Haufen Erinnerungen gesammelt. 

Ich muss sagen, es war schön, Paris einmal von einer ruhigeren Seite kennenzulernen. Außer rund um Sacré Coeur und Eiffelturm war die Stadt beinahe wie ausgestorben, sogar in der Metro haben wir immer einen Platz zum Sitzen gefunden und auch die Restaurants und Geschäfte waren meistens halb leer. 

Aber das Schönste: es gibt noch immer ein paar Dinge, wegen denen ich nochmal zurück kommen möchte, ein Besuch von Versailles z.B. oder eine Rundfahrt auf der Seine (obwohl... nur mit halbem Hühnchen!). Außerdem gibt es da einige Ideen, die für einen Besuch mit Teenies nett wären, aber mal schauen. Die Welt ist groß und es gibt noch so viel zu sehen, da müsste sich ein weiterer Besuch wohl eher zufällig ergeben.

Ich bin mir sicher, unter euch gibt es richtige Paris Liebhaber, die die Stadt wie ihre Westentasche kennen, falls euch irgendein Fehler in meinen Beschreibungen aufgefallen sein sollte oder ihr noch Hinweise / Tipps habt, schreibt mir bitte per Mail oder in den Kommentaren, dann nehme ich die natürlich gerne auf. :)


Bonne journée! 

3 Kommentare :

kitzkatz hat gesagt…

Hihi, bist du doch Metro gefahren. ;-)
Schön, dass ich mitkommen durfte im Nachhinein.
Danke für deinen feinen Bericht!
Liebe Grüße
Anneliese

verfuchstundzugenäht hat gesagt…

Hach...
Hab in Paris im Stoffviertel mal ein wundervolles Regenbogentuch gekauft. Und es dann leider zwei Jahre später bei einer Party im Studentenheim versoffen. Wortwörtlich :-)

Unknown hat gesagt…

Hach, Paris...
Das war der erste gemeinsame Urlaub mit meinem Mann und es war vor(ratter, ratter) 23 Jahren.
Wir sind mit dem Zug nach Paris gereist und sind in 10 Tagen die ganze Stadt zu Fuß abgelatscht! Mit der Metro sind wir auch eher selten gefahren.
Vor der Seine hat es mich damals schon geekelt... dürfte nicht besser geworden sein.
Im Louvre waren wir auch, allerdings auch ohne Besucherschlange... vielleicht war das damals noch nicht so überlaufen?!?
Und mein Lieblingsplatz war Montmartre... einfach herrlich, hach...
Bis auf die Bahnfahrt war es eine echt schöne Reise und ich schwelge gerade in Erinnerungen! :-)

Danke für deinen Bericht und fürs Erinnern!!
LG, Claudia

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