Montag, 3. September 2018

Madagaskar Reisetipp #1: Bevor du deine Koffer packst








Madagaskar ist viel mehr als nur eine Insel, auf der putzige Lemuren herumtollen, 

ein großer Teil der Pflanzen- und Tierwelt ist zwar endemisch, findet man also nur dort,
aber man kommt auch als Sportfreak oder Traumstrandliebhaber voll auf seine Kosten.


In den nächsten Tagen möchte ich euch ein paar Tipps und Einblicke für Reisen in Madagaskar geben, als madagassisch-österreichische Familie gibt es vielleicht ein paar Dinge, 

die wir aus beiden Welten vermitteln können und 

ich wünsche mir nichts mehr, als dass in Zukunft noch viel mehr abenteuerlustige Menschen 

diesem unglaublichen Land eine Chance geben.

Jeder Tourist kann nicht nur für sich selbst eine once-in-a-lifetime Erfahrung machen,
er kann auch die Lebensituation mehrerer Familien verbessern
und mithelfen, dass ein wunderschöner Fleck Erde noch ein wenig mehr Aufmerksamkeit bekommt.





Überlegungen vor der Reise


Welche Voraussetzungen brauchst du für eine Reise nach Madagaskar? 



Neugierde,

Abenteuerlust

und viel Geduld.



Welche Reisemöglichkeiten gibt es?


Zur Zeit gibt es eigentlich nur zwei Möglichkeiten Madagaskar zu bereisen: 
Mit einer organisierten Reisetour oder auf eigene Faust
wobei es hier sehr viele Einschränkungen gibt, so kann man z.B. im Moment nirgendwo ein Auto ohne Fahrer mieten, da die Straßen in katastrophalem Zustand sind. 
Diese Fahrer sind meistens auch gleich Mechaniker und kennen sich sehr gut mit den notwendigen 
Sicherheitsvorkehrungen aus, wissen also z.B. wo man besser nicht stehen bleiben darf, 
in welchen Gegenden es gerade ein bisschen heikler ist, wo man gut übernachten kann,...

Als Alternative kann man auch mit einem Taxi Brousse fahren, 
ich persönlich würde das eher nicht in Erwägung ziehen, 
denn die Fahrten sind unbequem, die Fahrzeuge oft in desolatem Zustand
und die Fahrer fahren sehr selbstbewusst.

Eine Kombination aus Inlandsflügen und Taxi Brousse-Fahrten wird leider sehr schnell recht teuer, 
der Flug Tana - Diego (Antsiranana) hätte uns 250€ / Person / one way gekostet.
Langweilig wird es aber on the road ganz bestimmt nie, es gibt immer etwas zu sehen! 

Übrigens gibt es trotz der oft chaotischen Zustände auf der Straße angeblich wesentlich weniger Schwerverletzte oder Tote. Das mag daran liegen, dass die Höchstgeschwindkeit die 
man erreichen kann, bei 60km/h liegt (und das kommt schon äußerst selten vor!), 
unser Durchschnitt lag oft sogar bei nur 30 km/h.

Falls jemand Lust auf noch mehr Einblicke zu den Straßen Madagaskars hat, 
in meinen Story-Highlights auf Instagram finden sich so einige Schmankerln. ;D

Für organisierte Reisen gibt es inzwischen aber auch eine ganze Reihe von Anbietern, 
man hat hier die Möglichkeit sich über Reisebüros, Reiseforen oder Reiseblogs verschiedene Angebote anzusehen und je nach Vorlieben zu entscheiden. 
Sollte man nicht halbwegs gut Französisch sprechen können, 
ist eine geführte Reise eigentlich die einzige sinnvolle Möglichkeit, 
auf die Sprache gehe ich weiter unten noch genauer ein.

Wie schaut es mit Gesundheit und Sicherheit aus?


In Europa erreichen uns im Wesentlichen nur zwei Arten von Informationen aus Madgaskar:

1. Dokumentationen über die endemische Tier- und Pflanzenwelt.

2. Pestausbrüche und Wirbelstürme, hin und wieder auch über politische Unruhen.

Nummer 1 lockt, Nummer 2 erschreckt.

Dabei muss man muss schon sehr viel Pech haben
und unvernünftig sein, um in echte Gefahr zu geraten. 
Auf die Straßensicherheit bin ich ja schon im oberen Punkt ausführlicher eingegangen, 
was die allgemeine Kriminalität betrifft, muss man sich an ein paar einfache Regeln halten:

1. Sobald es dunkel ist nicht alleine herumspazieren, auch kurze Strecken mit dem Taxi fahren.

2. Wertgegenstände nicht offen tragen, am besten die Rolex gleich zu Hause lassen. ;)

3. Bei Autofahrten die Türen immer verschlossen halten, 
sobald der Verkehr stockt oder man langsam fahren muss, die Fenster schließen.

4. An den klassischen Aussichtspunkten (z.B. große Brücken bei Flüssen) nicht stehenbleiben.

Taschendiebstähle können leider immer wieder vorkommen, 
man sollte aber immer im Hinterkopf behalten, dass es auch im unwahrscheinlichen Fall eines Überfalls den Tätern nicht darum geht, harmlose Touristen zu ermorden,
sondern rein um Geld und Handy.

Gut zu wissen: es gibt die Möglichkeit einer Reiseregistrierung.

Das muss jeder für sich selber entscheiden, wir haben es vor unserer Reise gemacht. 
Natürlich wäre es interessant zu wissen, ob es im Notfall wirklich etwas gebracht hat, 
zum Glück können wir da aber nicht aus eigener Erfahrung sprechen...

Eine umfassende Reiseversicherung versteht sich bei Abenteuerreisen eh von selbst. 

Am besten informiert man sich auch gleich mal bei Interesse zu egal welchem Urlaubsland
nach den jeweiligen Impfanforderungen und Besonderheiten
das Tropeninstitut ist da immer unsere erste Anlaufstelle.

Sollte man vor Ort tatsächlich ernsthafter erkranken, sucht man am besten in der nächsten größeren Stadt einen Arzt auf, die Kosten sind immer selber direkt bar zu bezahlen.  
Gerade in den großen Städten gibt es recht gut ausgestattete Ärzte, 
mein Sohn musste z.B. zum Zahnarzt, das war überhaupt kein Problem. 
Die Behandlungen sind für uns manchmal zwar etwas unorthodox, meine Tochter hatte das Vergnügen bei einem Ohrenproblem von meiner Schwiegermutter ( die Ärztin ist) mit einer Ohrenspülung und Knoblauch behandelt zu werden - gewirkt hat es, also ein bisschen Vertrauen darf man ruhig haben.


Ja, aber die PEST!!!


Okay, der letzte Ausbruch im Herbst 2017 hat tatsächlich ungewöhnlich viele Todesopfer gefordert 
(ich glaube, es waren um die 120 bei 25 Millionen Einwohnern), 
aber man braucht hier wirklich keine Panik zu bekommen, es ist fast unmöglich sich als Tourist mit der Pest zu infizieren und selbst wenn, ist sie sehr gut behandelbar.

Ein größeres Problem stellt in manchen Gebieten die Malaria dar,
ob eine Prophylaxe sinnvoll ist - darüber scheiden sich die Geister.
Wichtig ist, dass man bei den ersten Anzeichen egal welcher körperlichen Probleme aufmerksam wird und handelt. Bei hohem Fieber muss man nicht 3 Tage bis zum Arztbesuch warten...

Extrem wichtig ist es auch beim Essen auf ein paar Dinge zu achten: 

1. Ausschließlich Mineralwasser aus der Flasche / abgekochtes Wasser trinken.

! Da das Wasser für Kaffee nicht immer aufgekocht wird, ist es besser aus Teewasser und Instantpulver selber Kaffee zu machen, als den fertigen im Hotel zu trinken.

2. Keine Salate, ungeschälte Früchte, offenes Eis,... essen.

 3. Niemals rohe Gerichte bestellen, alle Speisen sollten immer gut durch sein.

Für den Notfall: Eine gut ausgestattete Reiseapotheke sollte man unbedingt dabeihaben, 
meine war sogar dreiteilig und ich habe sie in den 6 Wochen relativ oft gebraucht.


Die größte Tasche (ganz links aus alten Jeans) war sozusagen die Basisapotheke, 
Listen gibt es ja mehr als genug online zu finden...

Die mittlere Tasche war für Tagesausflüge, wenn wir z.B. mit dem Boot unterwegs waren 
oder im Nationalpark.
Die war immer im Ausflugsrucksack und wurde je nach Bedingungen angepasst.

Und die kleine Dose war mein persönliches Helferlein, immer und überall dabei 
und sehr oft im Einsatz.

Zwei Dinge würde ich beim nächsten Mal anders packen: 
eine XXL-Tube Fenistil statt der kleinen angebrochenen
und eine große Packung Ohrenstöpsel
(und die Ohrentropfen würde ich hoffentlich auch nicht mehr vergessen).


Visum, Einreise- und Ausreisebestimmungen 


Nicht ganz uneingeschränkt empfehlenswert, aber trotzdem sinnvoll sie sich mal anzusehen, ist außerdem die Seite des Auswärtigen Amts, wo man sich einige Infos bezüglich Visum, Einreise- und Ausreisebestimmungen zusammensuchen kann. 

Leider scheint es so zu sein, dass sobald in einem Land irgendwann einmal irgendetwas passiert ist, 
es dort ewig stehen bleibt und anscheinend selten überprüft wird.
So sind z.B. die aktuellen Hinweise heute definitiv nicht aktuell gewesen. 
Aber gut, morgen könnten sie schon wieder aktuell sein, man weiß ja nie...

Die Infos bezüglich Visum, Einreise- und Ausreisebestimmungen sind zur Zeit jedenfalls richtig, 
allerdings kann sich auch das sehr schnell ändern, daher muss man vorab immer unbedingt beim Konsulat in Wien nachfragen, wie es aktuell aussieht. 

In den nächsten Tagen gehe ich beim Punkt 'Ankunft' noch näher auf die Einreiseformalitäten ein.



Reden wir über's Geld


Wir wurden natürlich einige Male gefragt, wie wir uns diese doch relativ lange Reise 
als Familie zu viert leisten konnten und da muss man sagen, 
abgesehen von den Flügen, kann man Madagaskar relativ günstig bereisen, vor allem wenn man geschickt im Handeln ist und nicht jeden geforderten Preis bezahlt.

In Madagaskar zahlt man mit Ariary
aktuell kann man mit ca. 4000 Ariary = 1 Euro umrechnen, 
der kleinste Schein beträgt 100 Ariary, also umgerechnet 0,25 Cent. 

Münzgeld gibt es zur Zeit nicht,
50 Ariary werden in Pecto ausbezahlt. 

Ein Pecto ist ein Hustenzuckerl und nein, man kann damit leider nicht wieder bezahlen. 
Aber sehr praktisch: Hustenzuckerl müssen nicht mit in die Reiseapotheke! 

Es ist sehr schwierig eine Kostenliste zu erstellen,
denn in dieser Hinsicht ist Madagaskar ein Land der unbegrenzten Möglichkeiten.


Ich nehme da als Beispiel mal die Übernachtungskosten

Im Fledermaus- Mäusekacke- Dadilove- Flohhotel haben wir zu viert knapp 8 Euro 
für eine Nacht bezahlt (möglicherweise ist die Übersetzung des Hotelnamens nicht ganz korrekt ;) ),

 auf unserer einsamen Insel hätten die Übernachtungskosten auf 100 Euro pro Person steigen können, je nachdem wie lange man bleibt. 

Umso länger, umso günstiger wird es. 
Da waren allerdings Bootsüberfahrt, Essen und Getränke inklusive.

Das ist jetzt natürlich ein sehr krasses Beispiel, aber gerade was Hotels und Restaurantbesuche angeht, können die Kosten ordentlich variieren.

Eine ungefähre Einschätzung: 
Auto mit Fahrer: 50€ - 100€ / Tag 
Hotelzimmer pro Nacht: 20€ - 40€
Restaurantessen: 3€ - 7€ / Person
Snacks Straßenstände: 25 Cent 
Eintritt Nationalparks: variiert sehr stark, kommt auf die Nationalparks an, 
am besten im Reiseführer oder online nachlesen. 
Trinkgeld: 10% des Betrags


Eine kleine weitere Kuriosität Madagaskars ist das Festhalten an der alten Währung, 

die es schon seit 2003!! nicht mehr gibt. 

Es ist uns oft passiert, dass die Händler uns die Preise in Francs sagten
(1 Franc = 5 Ariary), obwohl man ausschließlich in Ariary bezahlen kann. 
Das wäre genauso, als würden wir weiterhin in Schilling auspreisen, aber mit Euro zahlen.

Wir wollen ja nichts unterstellen, aber es es ist schon ein kleiner, praktischer Trick:

der Händler verlangt z.B. 10.000, er sagt natürlich nicht dazu, ob in Ariary oder in Francs. 
In Francs wären das umgerechnet 50 Cent, in Ariary aber 2,50€. 
Zahlt der Tourist die 10.000 Ariary ohne mit der Wimper zu zucken, hat der Händler ein gutes Geschäft gemacht, weigert er sich aber, weil es zu teuer ist, redet sich der Verkäufer heraus, 
dass es doch noch in Francs gemeint gewesen wäre. 
Mein Mann behauptet zwar, dass die Leute einfach nur zu sehr in der alten Währung verwurzelt seien (wie gesagt: 15!!! Jahre) und es nicht böse meinen würden.

Damit man aber in jedem Fall am Ende nicht der Dumme ist, darf man ruhig immer nachfragen:

Meinst du Francs oder Ariary?



Die einfachste Möglichkeit an Geld zu kommen, ist die Behebung bei Bankomaten, die es bei allen größeren Bankinstituten gibt.
Braucht man mehr als 100 Euro muss man zum Schalter und sollte hier mehr Zeit einplanen.
Die Öffnungszeiten sind nicht überall gleich,
zwischen 9 - 12 und 14 - 16 Uhr sollte man unter der Woche aber überall Glück haben
(Ausnahmen bestätigen die Regel!).

Keine Behebung ohne Gebühr - aber das ist wahrscheinlich eh klar. ;)


Sprichst du Madagassisch?


Wie man in Madagaskar auf eigene Faust ohne Französisch oder Madagassisch Kenntnisse
reisen kann ist mir ein absolutes Rätsel. Es muss sehr viel Zeit und Nerven kosten, bis man auch nur
ansatzweise einen Menschen findet, der einem weiterhelfen kann,
außer man ist wirklich nur in den touristischen Gegenden (Nosy Be, Sainte Marie) unterwegs,
wo es passieren kann, dass die Hotelbediensteten unerwarterweise sogar Italienisch sprechen.  

Es ist auf jeden Fall sinnvoll die wichtigsten Phrasen und Wörter auf Madagassisch zu lernen,
wenn man außerhalb einer Reisegruppe unterwegs sein möchte.
Und selbst dann schadet es nicht...

Literatur dazu gibt es genug, 'Kauderwelsch Madagassisch' wäre meine Empfehlung.


*****

Ich denke, meine kleine Einführung zeigt schon deutlich, dass man Madagaskar schwer einfach mal so bereisen kann, sondern vorher einiges an Überlegungen und Vorbereitungen investieren muss. 

Die Belohnung dafür ist das aber allemal wert!



Coming soon:

Reisetipp #2: Anreise, Ankunft, Internet und Telefon,
die Hauptstadt: Antananarivo



3 Kommentare :

kristina hat gesagt…

Danke für diesen tollen ersten Reisebericht!
LG kristina

verfuchstundzugenäht hat gesagt…

Deine "Kleine Einführung" war ungemein spannend! Ich habs mir eh abenteuerlich vorgestellt... aber schon die Einführung erfüllt mein Urlaubs-Aufreguns-Potenzial bei Weitem.

LÖwin.g hat gesagt…

Ich denke auch, dass man ohne Sprachkenntnisse eher die Finger von einer Solotour lassen sollte.. Ich glaube ich bin mehr abenteuerlich genug eingestellt und lese lieber oder höre euren Erzählungen zu...
Bussi
Birgit

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